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Die Kunst, allein im Doppelbett zu schlafen

Mein schönes neues Leben ohne ihn

Erschienen am 14.04.2009
14,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783778792025
Sprache: Deutsch
Umfang: 304 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 20.7 x 13.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Trennung als Chance - die bewegende Geschichte einer Selbstfindung Eine wahre Geschichte mit viel Spirit und Herz - und mit wertvollen Impulsen für das eigene Leben.

Autorenportrait

Theo Pauline Nestor verfasst regelmäßig Essays für 'Brain', 'Child' sowie für die 'New York Times'. Sie ist Dozentin für Kreatives Schreiben an der University of Washington. Heute lebt sie zusammen mit ihren beiden Töchtern in Seattle, Washington.

Leseprobe

Manche Ehen kommen einfach so zum Erliegen; die beiden Partner haben sich ineinander verhakt wie die eingerostete Gangschaltung eines Autos. Nichts geht mehr vorwärts, nichts mehr zurück. Andere Ehen, meine zum Beispiel, fliegen einem aus heiterem Himmel um die Ohren. Explodieren unter dem Einfluss von Kräften, die stärker sind als sie selbst. Und dann steht man da - kann nur zuschauen und versuchen, sich die letzten Augenblicke wieder und wieder vor Augen zu führen. Wir haben jetzt Ende September, in Seattle eine Zeit, in der alles leicht und versöhnlich wirkt, so als könne man bis in alle Ewigkeit barfuß durch den Garten schlendern, um Basilikum und Rosmarin zu zupfen, und der Himmel bleibe immer himmelblau und würde einem nie auf den Kopf fallen. Es ist noch angenehm warm, und doch liegt der Indian Summer bereits in den letzten Zügen. Auf einen Tag wie diesen habe ich mehr als einen halben Sommer lang gewartet - auf einen Tag, an dem es kühl genug sein würde, dass man ein Hühnchen braten kann. Ich schiebe den Vogel, der unter einer dicken Schicht frischer grüner Kräuter ruht, in die Röhre und bin eine verheiratete Frau. Soviel ich weiß, ist alles in Ordnung, einigermaßen jedenfalls. Doch wenn das Hühnchen aus dem Ofen kommen wird, werde ich meinen Mann aufgefordert haben, unser Haus zu verlassen. Und er wird sein grünes Auto mit Anzügen und Jacketts vollgeladen haben, die ständig von den Bügeln rutschen, und weg sein. Gestern Nacht sind wir nebeneinander im Bett gelegen wie in den vergangenen zwölf Jahren, und keiner hat gewusst, dass es das letzte Mal sein würde. Hätte ich es vorhersehen können? Das frage ich mich jetzt und denke, ja, vielleicht. Wenn ich weniger gelebt und mehr hingeschaut hätte. Wenn ich nicht zwischen Jess' Vorschule, Natalies Science Fair und dem Kindertheater (Go, Dog, Go) hin und her gerast wäre, wenn ich nicht geschrieben und eine Teilzeitdozentur an der Uni gehabt hätte und nicht zwischendurch mal mit meinen Freundinnen am Green Lake spazieren gegangen wäre. Doch selbst wenn mich all diese Dinge nicht so beschäftigt hätten, hätte ich wahrscheinlich nicht still dagesessen, nicht still genug jedenfalls, um zu bemerken, dass nicht alles in Ordnung war, und mir gesagt: Du fühlst dich nicht ohne Grund so, wie du dich fühlst. Die nagende Ahnung, dass man irgendetwas verlegt hat oder zu hart daran arbeitet, das Universum zusammenzuhalten - die ist sehr real. Man kennt dieses Gefühl, man kennt es von ganz früher, als man noch nicht alt genug war, um die richtigen Worte für all die unterschiedlichen Möglichkeiten zu kennen, die das Leben hat, schiefzugehen. Man hat sich schon zu sehr an das kaum hörbare Summen des Zweifels gewöhnt. Und jetzt ist es wieder da. Pst! Hör ganz genau hin. Es ist die Stimme jenes Teils von dir, dem noch nie etwas entgangen ist. Um sechzehn Uhr dreißig ist das Hühnchen im Ofen und ich warte, dass Kevin mit Natalie vom Fußballtraining kommt. Jessica sitzt am Küchentresen, formt aus Knete kleine Kuchen, während ich durch den Raum tigere und versuche, mir einen Reim auf eine Sache zu machen, die ich nicht wahrhaben will. Ich habe das komische Gefühl, irgendetwas ist aus dem Gleichgewicht geraten und es geht dabei um Geld. Merkwürdig: Ich bin wie besessen von diesem Problem - wühle Kontoauszüge durch und Rechnungen - und bin doch blind für seine wahre Ursache. Die Sache ist: Kevin hatte in den letzten Monaten mit seiner Maklerfirma alle Hände voll zu tun, aber richtig Geld ist trotzdem nicht reingekommen. Ich meine, in seiner Branche kennt man das ja: Ein Geschäft platzt oder aus unerfindlichen Gründen fällt die Provision geringer aus als erwartet. Aber diesmal ist es anders. Je mehr er zu tun hat, desto weniger scheint er zu verdienen. Doch jedes Mal, wenn ich kurz davorstehe, das Rätsel, wo das ganze Geld eigentlich bleibt, zu lösen, kommt eines der Kinder und fragt, ob wir nicht Eis essen gehen können oder in den Park, und dann plumpsen die ganzen Zahlen, Daten und Fakten in d Leseprobe